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Negativpreise an der Strombörse

Wenn Strom nichts mehr kostet – und warum das ein Problem ist

In den let­zten Monat­en erleben wir ein Phänomen, das früher als Aus­nahme galt: Der Strompreis fällt regelmäßig ins Neg­a­tive. Vor allem zu Mit­tag, wenn PV-Anla­gen massen­haft Son­nen­strom pro­duzieren, kol­la­bieren die Preise. Am Abend hinge­gen, wenn der Ver­brauch wieder steigt, schnellen sie in die Höhe.

Ein Schnäp­pchen für manche – ein Warnsignal für das Sys­tem.

Denn Neg­a­tivpreise zeigen deut­lich: Unser Energiesys­tem lei­det unter einem Verteilung­sprob­lem. Spe­ich­er fehlen, Leitun­gen sind über­lastet, flex­i­ble Nach­frage ist unter­en­twick­elt. Doch eine zen­trale Lösung wird in der Diskus­sion oft überse­hen – der intel­li­gente Stromhan­del auf lokaler Ebene, wie er etwa von eFriends ermöglicht wird.


Warum Negativpreise entstehen

Wenn Ange­bot die Nach­frage über­steigt, sinkt der Preis – das gilt auch am Strom­markt. Mit dem mas­siv­en Aus­bau der erneuer­baren Energien – beson­ders PV und Wind – wird an son­ni­gen Tagen so viel Strom pro­duziert, dass er oft nicht ver­braucht wer­den kann. Fehlt es an Spe­ich­ern und Net­zen, um den Strom sin­nvoll zu verteilen, führt das zwangsläu­fig zu Preisver­fall oder gar Neg­a­tivpreisen.

Und: Dieses Prob­lem bet­rifft längst nicht mehr nur Öster­re­ich. Wet­ter­la­gen sind oft kon­ti­nen­tal – scheint hier die Sonne, dann meist auch in Deutsch­land oder Tschechien. Der Exportüber­schuss lässt sich also oft gar nicht mehr ver­mark­ten.


Speicher helfen – aber lösen nicht alles

Der Ruf nach mehr Spe­ich­ern ist gerecht­fer­tigt. Doch Pump­spe­ich­er sind teuer, Bat­te­rien nur für eine kleine Ziel­gruppe zugänglich, und Pow­er-to-Gas rech­net sich nicht bei weni­gen Stun­den Neg­a­tivpreis pro Jahr. Außer­dem bet­rifft die Spe­icher­logik vor allem die Erzeuger­seite – während die Mehrheit der Bevölkerung reine Konsument:innen sind.

Doch genau hier liegt ein ungenutztes Poten­tial: Was, wenn wir Strom nicht nur spe­ich­ern, son­dern „bess­er“ verteilen?


Die oft übersehene Lösung: Direkter Stromhandel zwischen Menschen

Lösun­gen wie eFriends bieten einen inno­v­a­tiv­en Weg: Strom kann direkt zwis­chen Teilnehmer:innen aus­ge­tauscht wer­den – dezen­tral, trans­par­ent, in Echtzeit. Produzent:innen kön­nen gezielt an Bekan­nte, Nach­barn oder Mit­glieder ihrer Com­mu­ni­ty verkaufen. Konsument:innen erhal­ten Zugang zu lokal erzeugtem Ökostrom – auch ohne eigene PV-Anlage. Der Clou: durch Echtzeit entste­ht Trans­parenz die dazu führt, dass Konsument:innnen begin­nen ihren Ver­brauch dor­thin zu ver­schieben wo viel Energie ver­füg­bar ist.  

Ger­ade für Städter:innen oder Mieter:innen, die keine z.B. eige­nen PV Anla­gen betreiben kön­nen, ist das so als hät­ten sie eine eigene Anlage am Dach. Sie wer­den von reinen Konsument:innen zu aktiv­en Teilnehmer:innen der Energiewende die auf das Ange­bot „ihrer“ Erzeu­gungsan­la­gen reagieren und so Strom bess­er über den Tag verteilt nutzen. Das reduziert ein­fach und effizient Last­spitzen und spart hohe Investi­tio­nen in Spe­icher­lö­sun­gen.


Wissenschaftlich bestätigt: Lokal ist effizienter

Eine aktuelle Studie, die eFriends gemein­sam mit der Tech­nis­chen Uni­ver­sität Wien durchge­führt hat, liefert nun auch eine wis­senschaftliche Fundierung für dieses Mod­ell.

Die Ergeb­nisse zeigen:

  • Net­zver­luste sinken sig­nifikant, wenn Strom lokal gehan­delt / genutzt wird. Bei Ent­fer­nun­gen unter 92 km verur­sacht der Peer-to-Peer-Han­del nach­weis­lich weniger Ver­luste als der reg­uläre Strom­markt.
  • Diese Ver­lus­tre­duk­tion senkt gle­ichzeit­ig die CO₂-Emis­sio­nen, sofern der öster­re­ichis­che Strom­mix nicht voll­ständig dekar­bon­isiert ist.
  • Der Echtzei­thandelsvorteil (mit 10-Sekun­den-Auflö­sung statt der üblichen 15-Minuten) führt zu besser­er Syn­chro­ni­sa­tion von Erzeu­gung und Ver­brauch. Im Som­mer kann der Ver­brauch bis zu 25 % bess­er angepasst wer­den, im Win­ter immer­hin 2 % – Ten­denz steigend mit wach­sender Flex­i­bil­ität vor Ort.

Diese Ergeb­nisse sind in ihrer Tiefe wis­senschaftlich wie kom­merziell inno­v­a­tiv. Die entwick­elte Metrik bew­ertet sowohl die räum­liche Nähe der Han­delspart­ner als auch die zeitliche Genauigkeit der Energieflüsse – zwei Dimen­sio­nen, die bish­er in der Energiewirtschaft meist getren­nt betra­chtet wur­den. Mit eFriends sind diese bei­den Metriken bere­its Real­ität.


Nur 1 % handeln direkt – das ungenutzte Potential der Energiewende

Laut ein­er Analyse der Europäis­chen Kom­mis­sion bleibt die direk­te Beteili­gung von Haushal­ten am lokalen Stromhan­del in Europa mar­gin­al – weniger als 1 % nutzen Peer-to-Peer-Mod­elle oder Energiege­mein­schaften. Der Großteil des Stroms wird weit­er­hin zen­tral ver­mark­tet. Dabei zeigen inno­v­a­tive Konzepte wie eFriends, welch­es Poten­tial in der dezen­tralen Verteilung liegt: Sie ermöglichen es auch reinen Konsument:innen – etwa Stadt­be­wohn­ern ohne eigene PV-Anlage – aktiv an der Energiewende teilzunehmen. Damit kann ein bis­lang weit­ge­hend ungenutzter Teil der Bevölkerung einge­bun­den und ein wesentlich­er Beitrag zur Net­zsta­bil­ität und regionalen Ver­sorgung geleis­tet wer­den.


Fazit: Mehr Verteilung statt mehr
Verschwendung

Neg­a­tivpreise sind ein deut­lich­es Zeichen für ein unaus­geglich­enes Sys­tem. Doch statt uns auss­chließlich auf Spe­ich­er zu konzen­tri­eren, soll­ten wir den Blick weit­en: Zeitliche Verteilung, und Nutzung der Energie wenn diese ver­füg­bar ist, ist der Schlüs­sel zur Sys­tem­sta­bil­ität und gün­sti­gen Preisen.

eFriends zeigt, wie Stromhan­del direkt zwis­chen Men­schen funk­tion­iert – lokal, fair, effizient. Wer Strom dezen­tral verteilt und zeitlich intel­li­gent nutzt, ent­lastet das Netz, ver­mei­det Ver­luste und senkt CO₂-Emis­sio­nen – all das macht aus uns Konsument:innen Mitgestalter:innen.

Die Energiewende ist erfol­gre­ich, wenn alle mit­machen kön­nen – nicht nur mit Tech­nik, son­dern auch mit Gemein­schaft und smarter Logik.

💡 Aus­blick: Strom teilen lohnt sich bald auch finanziell

Die Vorteile direk­ter Stromverteilung liegen auf der Hand – und in Kürze wer­den sie auch spür­bar am Strompreis. eFriends arbeit­et aktuell an ein­fachen Lösun­gen zur Net­zkosten­erspar­nis für alle, die ihren Strom gemein­schaftlich und lokal nutzen. Damit wird Peer-to-Peer nicht nur nach­haltig, son­dern auch wirtschaftlich attrak­tiv. Mehr dazu dem­nächst.


Quel­len­hin­weise und Stu­di­en: